Der Pfaffenberg als westlicher Ausläufer der Hundsheimer Berge ist wegen seiner industriellen Nutzung als Steinbruch eine äußerst auffällige Landmarke. In der römischen Antike diente das Bergplateau dem obersten Reichsgott Iuppiter Optimus Maximus K[   ] und den vergöttlichten Kaisern als Tempelbezirk. Drei Kultbauten und mehrere Säulenmonumente mit thronenden Statuen waren wohl auch im angrenzenden Barbaricum sichtbar. Unter der Aufsicht der inschriftlich mehrfach belegten magistri montis fand auf dem Pfaffenberg über mehrere Jahrhunderte intensive Bau- und Kulttätigkeit statt. Die Kultgemeinschaft bestand aus den zivilen Einwohnern der canabae legionis.

Entgegen mehrfacher Annahme, der Pfaffenberg sei bereits in keltischer Zeit genutzt worden, finden sich erste Funde aus der frühen zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. Erste bauliche Strukturen sind durch ein Heroon für Antinoos (Tempel I) belegt. Diese Weihung wurde von Lucius Aelius Caesar, dem Adoptivsohn des Hadrian (117 – 138 n. Chr.) vorgenommen, der sich mehrere Monate in der Provinz Pannonia superior aufhielt. Ein erster Kaiseraltar sowie eine Spielfläche mit Tribünen, die als Kulttheater angesprochen wird, stammen vermutlich ebenfalls aus der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. Mit einem zweiten Tempel und einem Kultbau (Tempel II wurde wohl bei Kultmählern im Rahmen eines Mysterienkultes genutzt) wurden weitere Tempelbauten errichtet. Zudem fanden mehr als 380 fixe und transportable Altäre für Iuppiter Optimus Maximus Aufstellung. Der Gott ist auf dem Pfaffenberg mit dem Epitheton K[   ] versehen, das mittlerweile in der Forschung als K[arnuntinus] aufgelöst wird. Als auffallend kann auch die mehrfache Nennung des III IDVS IVNIAS gelten. Dabei handelt es sich vermutlich um einen speziellen Feiertag anlässlich der Weihung des ersten römischen Kapitols der Provinz (in Savaria/Szombathely).

Die epigraphischen Hinterlassenschaften der Kulttätigkeit auf dem Pfaffenberg sind überwältigend. Auch die Auswertung der Skulpturenausstattung zeigte ein umfangreiches und qualitativ hochwertiges Spektrum an Kaiser- und Götterstatuen.

313 n. Chr. wurde die letzte Weihung für Iuppiter Optimus Maximus auf dem Pfaffenberg, dessen antiker Name übrigens nicht belegt ist, gesetzt. In diesem Jahr kam es zur Mailänder Vereinbarung zwischen Konstantin und Licinius mit einer Legitimierung des Christentums im Römischen Reich. Die Statuen weisen zum Teil Spuren gewaltsamer Zerstörung auf, die Kultbauten verfielen im Laufe der folgenden Jahrhunderte.

Belege:
I. Piso, Das Heiligtum des Jupiter Optimus Maximus auf dem Pfaffenberg/Carnuntum. Die Inschriften, Der römische Limes in Österreich 41, 1 (2003).

G. Kremer, Das Heiligtum des Jupiter Optimus Maximus auf dem Pfaffenberg/Carnuntum. Die rundplastischen Skulpturen, Der römische Limes in Österreich 41, 2 (2004).

W. Jobst, Der römische Tempelbezirk auf dem Pfaffenberg/Carnuntum (2006).

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