Großer Stechzirkel

Neben Lot, Maßstab und Winkel wurde auch der Zirkel zum Messen eingesetzt. Architekten und auch viele Handwerker benutzten den Stechzirkel („circinus") zum Schlagen von Kreisen und Abnehmen von Maßen.

 

Wie wir bereits im Artikel zu den Baumaterialien der Antike gelesen haben, wurden in Carnuntum – im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten des römischen Reichs – eigentlich keine genormten Ziegel für den Bau von Gebäuden verwendet, sondern es wurde auf Steinmaterial aus der Umgebung zurückgegriffen (Große Ausnahme: Dachziegel – hier wurden auch in Carnuntum genormte Ziegel verwendet). Dieses Steinmaterial wurde vor allem am Hundsheimer Berg, aber auch im Leithagebirge gewonnen.

Das Gestein wurde in Steinbrüchen abgebaut, in denen das Steinmaterial mit Hilfe von Eisenkeilen („cunei“) vom Fels abgesprengt wurde. Mit Hilfe von Holzkeilen, die man in die Bohrlöcher steckte und mit Wasser übergoss, wurde ein ähnliches Ergebnis erzielt: das Holz quillt auf, dehnt sich aus und sprengt den Steinblock ab. In manchen Steinbrüchen wurde auch eine Steinsäge eingesetzt.

Zirkel in verschiedenen Größen

 

Da die Steine nicht wie heute maschinell bearbeitet wurden, mussten die Steine grob in dem später verwendeten Maß abgebaut oder auf der Baustelle entsprechend verarbeitet werden. Hier kam unser heutiges Fundstück der Woche zum Einsatz. Neben Lot, Maßstab und Winkel wurde auch der Zirkel als universelles Instrumentarium zum Messen eingesetzt. Architekten und auch viele Handwerker benutzten den Stechzirkel („circinus“) zum Schlagen von Kreisen und Abnehmen von Maßen.

Unser heutiges Exemplar war mit einer Länge von 35cm einer der größeren Exemplare seiner Gattung. Die Verwendung ist dennoch vom Prinzip dieselbe, wie bei einem heute üblichen Zirkel (Stichwort: Mathematikunterricht), wenngleich mit 35cm Länge größere Radien geschlagen werden konnten: Die zwei Schenkel sind mit einem verbindenden Gelenk und einem Feststellmechanismus verbunden. Durch den verlängerten Niet ist ein langer flacher Keil gesteckt, der beim Eindrücken die beiden Schenkel in der jeweiligen Stellung festklemmt. Das Objekt wurde in Carnuntum gefunden, wo es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zur Verwendung kam.

 

 

 

 

Besten Dank geht an das Museum Carnuntinum, das uns für das "Fundstück der Woche" regelmäßig mit seinen über zwei Millionen Fundobjekten unterstützend zur Seite steht. Nicht vergessen: Der Eintritt ins Museum ist in Carnuntum im Kombiticket bereits enthalten.

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