Nachdem wir uns bereits den Baumaterialien in der Antike und den Römischen Architekten gewidmet haben, werfen wir im dritten Teil unserer Mini-Serie einen Blick ins Haus.
Der Boden
Hatte das Gebäude seine fertige Form erreicht, waren also Wände und Dach fertig, dann wurde mit dem Innenausbau begonnen. Zunächst verlegte man die Fußböden mit Estrichen. Dazu wurde der vorhandenen Boden im Erdgeschoss eingeebnet und durch Stampfen verdichtet. Auf diese entstandene glatte Fläche schüttete man einen Mörtel aus Kies und Kalk im Verhältnis 3:1, der wiederum gestampft wurde. Diese Schicht war etwa 23 cm dick (ein dreiviertel Fuß nach römischen Einheiten), auf sie kam die Hauptschicht (nucleus), bestehend aus drei Vierteln Ziegelschutt und einem Viertel Kalk. Diese war in der Regel etwa 11 cm dick (6 Finger nach römischen Einheiten).
Darauf platzierte man dann noch die oberste, die sichtbare Schicht des Fußbodens. Sie bestand in der Regel aus Steinplatten, Mosaiken, oder fischgrätenartig verlegten Steinen (opus spicatum). Bei Thermen oder den Häusern wohlhabender Bürger befand sich unter dem Boden noch eine Fußbodenheizung (mehr dazu nächste Woche in unserem letzten Teil der Serie). Um ein dauerhaftes Mosaik zu erhalten, wurden die Steine in den feuchten Mörtel gesetzt. Der zuständige Arbeiter (der "Mosaizist") unterteilte die zu bearbeitende Fläche also in Tagwerke. Für das Mosaik selbst zeichnete man eine Vorlage auf den Estrich, oder ritzte diese ein. Diesen Entwurf füllte man anschließend mit dem Mosaik. Die Mosaiksteine (tesserae) bestanden aus natürlichem Gestein, aus Keramik, oder aus Glas und waren in der Regel etwa 1 cm² groß, wenngleich es Abweichungen von dieser Größe gab.
- Bild: Mosaik in Carnuntum
Türen und Fenster
Wenngleich wahrscheinlich jedes Haus in Carnuntum eine Tür hatte, haben sich Türen und Fenster nur in ganz wenige Fällen erhalten. Die simple Erklärung: Holz verrottet im Laufe der Zeit, sodass die Türen römischer Häuser oft an den Türschwellen und nicht an den Türen selbst erkannt werden, da diese nach beinahe 2.000 Jahren oftmals nicht mehr vorhanden sind. Dennoch sind Türen meist sehr gut zu dokumentieren, da Beschläge, Schlösser und Schlüssel aus Eisen bekannt sind und diese auch längere Zeiträume überstehen, ohne zu verrotten. Weitere gute Anhaltspunkte sind die Steinschwellen, die ebenfalls beständiger als Holz sind.
Schwieriger ist es da schon, die Form, Größe und Lage der Fenster zu bestimmen, denn die Mauern der Ruinen reichen meist nicht weit genug in die Höhe, um die Ausmaße preiszugeben. Hier helfen nur Vergleiche mit römischen Darstellungen auf Mosaiken oder Wandmalereien weiter, die auch für das Aussehen der Türen herangezogen werden. Das Vorhandensein der Fenster beweisen – neben den praktischen Überlegungen – zahlreiche Funde von Fensterglas im archäologischen Befund.
Römisches Fensterglas
Anhand von Funden aus Pompeji und Herculaneum nimmt man an, dass Fensterglas (specularia) erstmals um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Christus in Italien hergestellt wurde. Das Aufkommen und die weitere Verbreitung dürften in Zusammenhang mit der Entstehung der großen Thermenanlagen zu Beginn der Kaiserzeit gestanden haben. Dort gehörten die großen, durch Sprossen unterteilten Glasfenster bald zum Ausstattungsstandard. Im privaten Wohnbau wurden Fensterscheiben ab dem 2. Jahrhundert n. Christus zu einem gut sichtbaren Statussymbol, da sie nicht für jedermann leistbar waren.
Flachglas, das in den Fenstern der damaligen Zeit verwendet wurde, konnte auf zwei Arten hergestellt werden. Unter den Funden dominiert das Gussglas, das auch in Carnuntum nachgewiesen ist. Dabei wurde die heiße Glasmasse in eine Form aus Stein, Holz, oder Mörtel gegossen. Das Gussglas ist auf der einen Seite rau und matt, während die der Gussform abgewandte Seite häufig Werkzeugspuren aufweist, die wahrscheinlich vom Ziehen der zähen Masse an die Ränder und Ecken der Form stammen. Diese Scheiben sind meist relativ dick (bis zu 6 mm) und haben Seitenlängen von 23 bis 33 cm. Durch die Verunreinigungen in der Herstellung und ihre vergleichsweise große Dicke hatten diese Scheiben ein milchiges Aussehen und waren nicht durchsichtig.
Bei der zweiten Herstellungstechnik, dem Zylinderblasverfahren, wurde ein flaschenförmiger, geblasener Rohling der Länge nach aufgeschnitten und geglättet. Dadurch werden die Scheiben deutlich dünner (bis zu 3 mm) als das Gussglas, was zu einer wesentlich besseren Lichtdurchlässigkeit führt. Dieses Verfahren blieb auch noch bis in die Neuzeit in Verwendung.
- Bild: Die Villa Urbana in Carnuntum
Römische Wandmalerei
Wandmalerei war im gesamten Römischen Reich verbreitet und sowohl in privaten als auch in öffentlichen Gebäuden zu finden. Die Farbe wurde dabei über mehrere Putzschichten aufgetragen und aus verschiedenen Materialien hergestellt. So wurde Purpur zum Beispiel aus tierischen Substanzen gewonnen, die Farbe Rot aus pflanzlichen Substanzen, wie etwa der Wurzel der Rubia Tinctorum. Auch anorganischen Substanzen wurden verwendet (zum Beispiel: Zinnober).
Wie beim Mosaik wurden auch hier Vorritzungen in den feuchten Putz gemacht beziehungsweise Schnüre gespannt, die als Orientierung dienten und die Flächen einteilten. Die Farben wurden in Freskotechnik auf den noch feuchten Putzmörtel oder in Seccotechnik auf die weitgehend trockene Putzoberfläche aufgetragen.
In Carnuntum ist zudem noch durch Funde in der Villa Urbana Malerei in der aufwändigen Technik des Stucco Iustro nachgewiesen, bei der die Malschicht auf einen feuchten und bereits mit Pigmenten eingefärbten Putz aus Kalkwasser und Marmormehl aufgetragen wurde. Durch Glätten und Verdichten der Oberfläche unter Druckeinwirkung entstand ein Glanz, der durch eine Bienenwachsemulsion noch verstärkt werden konnte. Diese Technik erlangte große Berühmtheit, da sie vor allem von pompejanischen Wandmalereien bekannt ist.
Teil 1: Baumaterialien in der Antike
Teil 2: Architekten in der Antike
Quellenangaben:
C.M. Behling: Wandmalereinforschung in Carnuntum (Niederösterreich). Überblick über die bisherigen Ergebnisse, ActaArchHung 60, 2 (2009).
C.M. Behling: Wandmalereifunde aus den Grabungen im Bereich der villa urbana in der Carnuntiner Zivilstadt, AÖ 20, 1 (2009).
J. Komp: Römisches Fensterglas. Archäologische und archäometrische Untersuchungen zur Glasherstellung im Rheingebiet (2009).
Henner von Hesburg: Römische Baukunst (2005).
Heinz O. Lamprecht: Opus Caementitium. Bautechnik der Römer (1996).
Jean-Pierre Adam: Roman Building. Materials and Techniques (1994).
Vitruv: Zehn Bücher zur Architektur, Reclam. ed, Fensterbusch (1996).