Die römischen Steindenkmäler von Carnuntum
Bericht von Gabrielle Kremer
Mit seinen weit über 2000 bekannten römerzeitlichen Skulpturen, Inschrift- und Reliefsteinen ist Carnuntum einer der reichhaltigsten Fundplätze für diese Denkmälergattung in den nördlichen Provinzen des Römischen Reichs.
Durch die Übersiedlung und Zusammenführung der Sammlungen des Landes Niederösterreich in die Depoträumlichkeiten der Kulturfabrik Hainburg konnte in den vergangenen Jahren die Neuinventarisierung des Gesamtbestandes vorgenommen und in Kooperation mit dem Institut für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Wien mit der wissenschaftlichen Neubearbeitung der Denkmäler begonnen werden.
Im Rahmen des Corpus signorum imperii romani (CSIR) wurden weit über 700 Götter-, Kult- und Weihedenkmäler dokumentiert und kontextuell ausgewertet. Durch die Verortung der Fundstellen bilden sie den Grundstein für die „sakrale Topographie“ des Siedlungsgebietes von Carnuntum. Die Aufbereitung weiterer Fundgruppen befindet sich derzeit in Vorbereitung.
Die Bestimmung und Provenienz der in der Antike verwendeten Gesteinstypen im Raum Carnuntum – Vindobona steht im Mittelpunkt eines interdisziplinären Kooperationsprojektes (CarVin, FWF P 26362-G21). Die petrologische Analyse der Denkmäler und der Vergleich mit den im Gelände entnommenen Gesteinsproben führt zur Eingrenzung von geologisch definierten Abbauregionen im Leithagebiet und am Westrand des Wiener Beckens. Die Auswertung der Ergebnisse erlaubt Rückschlüsse auf die Wirtschafts- und Transportgeschichte, aber auch auf Organisation und Entwicklung der Steinmetzwerkstätten im Carnuntiner Raum.
Das ursprünglich bunte Erscheinungsbild der antiken Steindenkmäler wurde durch neue Untersuchungsmethoden verstärkt ins allgemeine Bewusstsein gerückt. In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt werden Pigmentuntersuchungen an den Steindenkmälern von Carnuntum vorgenommen. Ziel ist es, die Polychromie der Darstellungen erfahrbar zu machen und zusätzlichen Aufschluss über Fragen der Rohstoffverwendung zu gewinnen.
Vom 16. bis 21. Mai 2022 wird die 17. Internationale Tagung zum Provinzialrömischen Kunstschaffen (CRPA) „Zeit(en) des Umbruchs“ in Wien und Carnuntum stattfinden.
Links :
IKAnt: https://www.oeaw.ac.at/antike/das-institut/mission-statement/
CSIR: https://www.oeaw.ac.at/antike/forschung/monumenta-antiqua/religion-und-gesellschaft/csir/
CRPA-Tagung: https://crpa-xvii.univie.ac.at/