Das in Wien ansässige Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) wurde 2010 von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und mehreren europäischen Partnern gegründet. Das LBI ArchPro widmet sich der Entwicklung großflächig und effizient anwendbarer Methoden für die nicht-invasive Auffindung, Kartierung, Visualisierung und Interpretation des archäologischen kulturellen Erbes. Innerhalb eines internationalen Expertennetzwerks führt es archäologische Forschungsaktivitäten in ganz Europa durch: Archäologen, Geophysiker, Informatiker, Physiker, Geologen und Techniker beschäftigen sich in einem interdisziplinären Forschungsprogramm mit modernsten Prospektionstechnologien, die den zerstörungsfreien Blick in den Boden ermöglichen. Die Institutsleitung obliegt seit der Gründung Univ.-Prof. Dr.Wolfgang Neubauer. Als enger wissenschaftlicher Partner der Römerstadt Carnuntum gelang dem LBI ArchPro 2011 die Entdeckung der Gladiatorenschule, 2014 die Ortung eines der frühesten Militärlagers Carnuntums und 2015 die Lokalisierung der Kasernen der Statthaltergarde.
Methodik
Eine Kombination von flugzeuggetragenen Scannern aus der Luft und neuen Magnetometer- und Radarsystemen am Boden, welche sowohl das Gelände wie auch die Spuren der im Boden verborgenen archäologischen Fundstellen erfassen, machen jahrtausendealte Schätze am Computerbildschirm wieder sichtbar.
Die flugzeuggestützte Fernerkundung (Luftbildfotografie; Airborne Laserscanning) ist eine kostengünstige Methode zur Entdeckung von Fundstätten aus der Luft. Sie liefert detaillierte Karten archäologischer Strukturen und digitale Oberflächenmodelle ganzer Landschaften.
Die effektivsten Methoden der geophysikalischen archäologischen Prospektion sind Magnetometer- und Bodenradarmessungen. Das Magnetometer misst durch archäologische Strukturen verursachte Veränderungen im Erdmagnetfeld. Das Bodenradar ermöglicht im Anschluss die dreidimensionale Abbildung solcher Strukturen am Computerbildschirm durch den Einsatz elektromagnetischer Wellen bis zu einer Tiefe von etwa zwei Metern. Die neuesten Entwicklungen erlauben den Einsatz motorisierter Multi-Sensor-Systeme und damit die großflächige Erkundung der Landschaft. Die archäologische Interpretation der Messbilder erfolgt am Computer: spezielle Computerprogramme verknüpfen die Messbilder aus der Luft und vom Boden im virtuellen Raum, in dem die Archäologen die archäologischen Spuren dreidimensional kartieren und analysieren.
Neben Carnuntum gelangen dem LBI ArchPro u.a. auch weltweit aufsehenerregende Entdeckungen bei umfassenden Untersuchungen der Weltkulturerbestätten Stonehenge (UK) und des wikingerzeitlichen Birka in Schweden.
Weitere Informationen: http://lbi-archpro.org/cs/carnuntum/