Salvete, Salvete, cives Romani. Mihi nomen est Titus Manlius Thraex. Lanista Familiae Gladiatoriae Carnuntinae sum.
Es freut mich sehr, dass ich die Möglichkeit bekomme mich und die Gladiatorenschule Carnuntum vorzustellen.
Mein Name ist Michael Mezgolits. Ich bin von meiner Ausbildung Maschinenbauingenieur und mit meinem Ingenieurbüro selbstständig. Sie werden sich fragen, wie kommt ein Techniker zur Geschichte. Schon von klein an, verstand es mein Vater, das Interesse an Geschichte bei mir zu wecken. Grundsätzlich interessiert mich das gesamte Spektrum von der Antike bis in die Neuzeit, welches sich auch an meinen Aktivitäten in anderen Epochen widerspiegelt. Das Hauptinteresse liegt jedoch bei mir in der Antike, mit Schwerpunkt Römer. 2007 kam ich nach einer Gladiatorenveranstaltung von Marcus Junkelmann in Carnuntum mit einigen der Akteure nach den Vorstellungen ins Gespräch. Bei der nächsten Veranstaltung stand ich bereits selbst in der Arena und von nun an bei allen Aktivitäten im In- und Ausland.
Nach dem Auffinden und der Rekonstruktion der Trainingsarena, welche weltweites Interesse erweckte, entstand die Idee, eine „hauseigene“ Gladiatorentruppe zu gründen. Ich bekam die ehrenvolle Aufgabe von Herrn Dr. Markus Wachter mich gemeinsam mit Frau Dr. Marion Grossmann um die Umsetzung zu kümmern.
Eine Besonderheit bietet unsere Gladiatorenschule, die zwischenzeitlich schon auf ca 25 Teilnehmer angewachsen ist. In Anlehnung an das in Halikarnassos gefundene Relief auf dem eindeutig 2 weibliche Gladiatoren zu identifizieren sind, haben wir uns entschlossen auch diese Gattung zu präsentieren und bereits 4 Gladiatrices in unserer Truppe. Bei unseren Trainings und Kämpfen verwenden wir bewusst immer Holzwaffen, so wie sie die Gladiatoren auch in ihren Übungskämpfen und vor Publikum bei den Vorspielen verwendet haben. Dadurch ist es uns möglich, freie Aktion und Reaktion zu zeigen und keine abgesprochenen Kämpfe.
In wenigen Wochen ist es wieder soweit und wir freuen uns schon, den Besuchern den Ablauf eines Munus, beginnend mit der Pompa, den Kämpfen, den Siegerehrungen und noch vielen kleinen Einlagen beim Römerfest in der Arena Bad Deutsch-Altenburg präsentieren zu können. Lassen sie sich in die Zeit zurück versetzten und wohnen sie diesem Spektakel bei.
Die Gladiatur
Die Gladiatur kam ursprünglich aus dem etruskischen Totenkult, wo zu Ehren des Verstorbenen meist Kriegsgefangene gegeneinander kämpfen mussten. Der erste nachweislich erwähnte Gladiatorenkampf war 264 v. Chr. Dieses Ritual entwickelte sich dann unter den Römern zu einer regelrechten Unterhaltungsmaschinerie und wurde in der Kaiserzeit sogar verstaatlicht. Die Gladiatorenspiele wurden erst 404 n. Chr. abgeschafft.
Hollywood hat es auch bei diesem Thema geschafft, ein falsches Bild zu suggerieren. Entgegen der Szenen wie in „Gladiator“ oder „Spartacus“ waren die Gladiatorenkämpfe kein wilder, regelloser Massenkampf, sondern immer Zweikämpfe von sehr gut ausgebildeten und hart trainierten Gladiatoren.
Gladiatoren waren teuer, da bis zu ihrem ersten Einsatz mindestens ein Jahr hartes Training, gute Verpflegung und beste medizinische Versorgung investiert wurde, bevor sie ihren ersten Kampf mit scharfen Waffen vor Publikum hatten.
Der Kampf
Die Kämpfe leitete immer ein Schiedsrichter, summa rudis, der auf die Einhaltung der Regeln achtete bzw. technische Unterbrechungen anordnete.
Die Kämpfe konnten auf dreierlei Art beendet werden:
- Wenn einer der Kämpfer tödlich getroffen oder kampfunfähig wurde.
- Einer aufgrund von Verletzung oder Erschöpfung aufgab, den Schild wegwarf und mit erhobenem Zeigefinger um seine missiobat, was so viel wie eine Entlassung bzw. Begnadigung bedeutete. Dabei oblag es dem Spieleveranstalter, dem editor, ob der Gladiator seine missio erhielt. Meistens richtete er sich nach der Stimmung im Volk, welches durch Handzeichen und Zurufe über Leben und Tod abstimmte. Wurde eine iugulatio gefordert, so musste der unterlegene Gladiator niederknien und sich mit stoischer Todesverachtung durch einen Stich ins Herz töten lassen. Hat er gut und tapfer gekämpft, konnte er mit seiner missio(Entlassung) rechnen.
- Oder wenn beide entsprechend lange und tapfer gekämpft haben, eine stantes missi und somit eine stehende Entlassung erhielten.
Die Sieger erhielten einen Palmzweig und/oder Kranz und je nach seinem Status eine entsprechende Geldsumme.
Murmillo vs. Thraex
- (C) M. Kabel
Der Murmillo wird aufgrund seines großen Schildes, scutum genannt, zu den Großschildnern gezählt. Das scutum entspricht in Größe, Form und Gewicht dem römischen Legionärsschild.
Seine Bewaffnung ist der gladius, ein geradklingiges kurzes Schwert. Wie fast alle Gladiatoren kämpft auch er mit nacktem Oberkörper und ist nur mit seiner am linken Fuß befestigten kurzen Beinschiene und der am rechten Arm getragenen manica vor Angriffen geschützt. Der Schild ist keine Defensivwaffe, sondern wird für wuchtige Stöße offensiv eingesetzt.
Sein Gegner ist der Thraex, benannt nach den Dakern, einem Volksstamm im heutigen Bulgarien. Der Thraex zählt aufgrund seines kleinen Schildes zu den Kleinschildern. Da immer auf Chancengleichheit Wert gelegt wurde, hat er im Gegensatz zum Murmillo wattierte Beinlinge und hohe Beinschienen, um vor Angriffen auf die Beine geschützt zu sein. Seine Angriffswaffe ist die sica ein geknicktes Schwert, welches es ihm ermöglicht, um die Deckung seines Gegners herum zu stechen.
Retiarius vs. Secutor

In der frühen Kaiserzeit wurden diese Gattungen zur beliebtesten Gladiatorenpaarung.
Der Retiarius ist eine Besonderheit. Er ist der am leichtesten bewaffnete und am wenigsten geschützte Gladiator. Deswegen muss er seine Wendigkeit und Ausdauer voll ausnutzen. Seine Bewaffnung ist das Netz, lat. rete, welches ihm auch den Namen gab. Damit versucht er seinen Gegner zu überwerfen und zu behindern. Seine Hauptangriffswaffe ist der Dreizack, mit dem er seinen Gegner auf Distanz hält und wuchtige Stöße ausführen kann. Als Sekundärwaffe führt er noch einen Dolch in der Hand.
Sein Gegner ist der Secutor, wörtlich der Verfolger. Dieser dem Murmillo sehr ähnliche Typ hat einen speziell abgerundeten, schweren Helm mit nur zwei kleinen Augenlöchern um ein Eindringen des Dreizacks zu verhindern. Dadurch bekommt er nur beschränkt Luft und hat eine schlechte Sicht, wodurch er danach trachten muss, den Kampf möglichst schnell für sich zu entscheiden.